Résumé

Ziel: 2001 wurde in der Schweiz die Mutterschutzverordnung (MSV) in Kraft gesetzt. Ziel unserer Studie war, besser zu verstehen, wie die MSV in den zwei Wirtschaftssektoren Gesundheit und Lebensmittelindustrie in der französischsprachigen Schweiz angewandt wird und wie die Betroffenen damit umgehen. Methode: Ein Mixed-method-Design wurde angewandt: quantitative Umfragen bei 200 Betrieben und 93 Gynäkologinnen und Gynäkologen (GG) sowie Fallstudien bei sechs Organisationen mit insgesamt 46 semistrukturierten Interviews. Ergebnisse: Die GG schätzen, dass sie nur in 5 % bei Schwangeren mit einem Arbeitsrisiko eine Risikoanalyse (RA) erhalten und 35 % fordern nie/selten eine RA an. Die Krankenbeurlaubung wird dem Schutzurlaub vorgezogen Knapp die Hälfte (48 %) der beteiligten Unternehmen gab an, über unternehmensinterne Verfahren zu verfügen, die der Schweizer MSV entsprechen. Dennoch gaben nur 25 % (n = 51) an, dass in ihrem Unternehmen eine RA durchgeführt wurde, und nur 15 davon wurden von einer qualifizierten Spezialistin erarbeitet. Extrapoliert aus unserer stratifizierten Stichprobe verfügen 6 % der Betriebe aus dem Gesundheitssektor und 1 % aus der Lebensmittelindustrie über einen gesetzeskonformen Mutterschutz. Betroffene Frauen entwickeln verschiedenste Strategien, um Schwangerschaft und Arbeit in Einklang zu bringen, insbesondere stützen sie sich stark auf ihre Kolleginnen und Kollegen sowie auf die GG. Schlussfolgerungen: Der Mutterschutz an der Arbeit ist in der Schweiz nur marginal umgesetzt. Es stellt sich die Frage, wie die Umsetzung verbessert werden kann und ob nicht gewisse versicherungsrechtliche Anteile der MSV zu überarbeiten wären.

Aim: In 2001, the Maternity Protection Ordinance (MSV) came into force in Switzerland. The aim of our study was to better understand how the MSV is applied in two economic sectors, i.e. health care and food industry, in French-speaking Switzerland and how those affected deal with it. Method: A mixed method design was applied: quantitative surveys among 200 companies and 93 gynaecologists (GG) and case studies in six organisations with a total of 46 semi-structured interviews. Results: The GG estimate that they receive a risk analysis (RA) for only 5 % of pregnant women with an occupational hazard and 35 % of GG never/rarely request an RA. Sick leave is preferred to protective leave. Almost half (48 %) of the companies involved stated that they have in-house procedures that correspond to the Swiss MSV. Nevertheless, only 25 % (n = 51) stated that an RA was carried out in their company, and only 15 of these were prepared by a qualified specialist. We extrapolated from stratified random sampling that 6 % of companies in the health care sector and 1 % in the food industry are legally compliant with the MSV. Affected women develop various strategies to reconcile pregnancy and work and they rely heavily on their colleagues and on the GG. Conclusions: Maternity protection at work is only marginally implemented in Switzerland. The question arises as to how the implementation can be improved and whether certain insurance law content of the MSV should be revised.

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